Kennst mi?
Das 100 jährige Haus vom Kleingartenverein München SW 12 e.V.
Geplant wurde ich als Aufseherwohnhaus 1916 von der damaligen Unionsbrauerei, Schülein und Co.
Am 29. August 1916 erfolgte die Genehmigung der Lokalbaukommission der Königlichen Haupt- und Residenzstadt München unter der Nr. 2748. Die Toilettenanlagen waren von außen her zu betreten und von den Kleingärtnern benutzbar.
1917 begann die Bauphase. Die Fertigstellung aufgrund der verwendeten Dachziegel (Biberschwänze mit dem Brandmerkmal 1918) lässt sich somit belegen.
Nach meiner Fertigstellung 1918, also vor 100 Jahren war ich zunächst als Wohnung eines Gartenwächters gedacht, der für die Sicherheit der Gartenanlage verantwortlich war. Eine gastronomische Nutzung stand damals nicht zur Debatte.
Ich wurde also in der Zeit des 1. Weltkrieges gebaut, die Männer waren im Feld und Material war nicht so leicht zu bekommen. Trotzdem wurde der Keller ausgehoben, betoniert und das gesamte Gebäude aus Holz errichtet bis auf den Ziegelschornstein.
Erst 1924 musste der damalige Pächter Ziehler ein kleines Nebenzimmer dem Verein zur Verfügung stellen und genau dort steht heute die Biertheke. Ausschusssitzungen fanden nun in meinem Gemäuer oder genauer gesagt in meinem Gehölze statt. Damit bekam ich den Status einer Bierabgabestelle und die Zusammenarbeit mit der Löwenbrauerei konnte 1925 beginnen. Die Ausschusssitzungen im Vereinsnebenzimmer gingen meist in einen gemütlichen Teil bei Konzert und Gesang über.
1926 wurde das erste Gartenfest abgehalten. Der damalige Vorstand Nefzger war sehr rührig und der Gedanke einer Lokalität entstand zu dieser Zeit. Neben mir wurde ein „Münchner Trinkbrunnen“ errichtet, den die Vorstandschaft erst vor wenigen Jahren wieder in Betrieb genommen hat.
Während des 2. Weltkrieges nahm der damalige Gartenwärter Burger die Genehmigung der Kleintierhaltung wahr. In der nebenstehenden Remise fanden Kaninchen und sogar eine Ziege ihre Heimat.
Nach dem Ende des Krieges baute Burger unter dem Glasdach an meiner Ostseite eine Voliere und begann eine nebenerwerbliche Kanarienvogelzucht. Mit der Gartenwärterfamilie Robl begann meine gastronomische Nutzung etwa 1950. Die Robls stellten ihr Wohnzimmer der Gastlichkeit zur Verfügung und so fanden sich in den Wintermonaten immer einige Stammgäste zu einem Bierchen und einem gemütlichen Plausch dort ein. Zur Brotzeit gab es Camembert, Wiener Würst'l mit Hausbrot. Ab dieser Zeit gab es auch wieder Gartenfeste!
1955 entschloss sich die Vereinsführung mich zu erweitern und mit einem richtigen Gastraum zu versehen. Der erste Bauabschnitt eines Gastraumes wurde vollzogen.
In den sechziger Jahren änderte ich mich von einer Bierabgabestelle und Gartenwärterhaus langsam in eine Kantine bzw. öffentliche Gaststätte. Besonders unter dem Kantinenwirt Mörtl schritt diese Veränderung recht flott voran. Umfangreiche Umbauten erfolgten und statt der einfachen Toilettenanlagen bekam ich moderne Fliesen.
Mit Genehmigungsdatum 15.10.1970 bekam ich den zweiten Teil des Gastraumes und die Vorstandschaft ein eigenes Büro.
Nachdem ich mich von einer Kantine in ein Vereinsheim gewandelt hatte und die Gaststättenpächter kein Wohnrecht mehr bekamen, wurde das Büro der Vorstandschaft in den ersten Stock verlegt.
Ende der 70er Jahre zogen dunkle Gewitterwolken auf. Mit dem Kirchenbau schien der westliche Teil der Gartenanlage und somit auch mein Schicksal besiegelt.
Aufgrund massiver Einsprüche und Proteste aber auch aufgrund guter Beziehungen des damaligen 1. Vorsitzenden wurden die Planungsunterlagen im letzten Moment geändert, sodass ich weiterhin bestehen durfte. Ich bekam sogar einen großzügigen befestigten Biergarten an meiner Westseite.
1984 entschloss sich die Vorstandschaft zu einem großen Umbau und Renovierung und spendierte mir eine Fußbodenheizung im Gastraum. Die Küche und die Schankanlage sowie der Kühlraum im Keller wurden erneuert . Außerdem benötigten wir einen Aussenaufzug für die Bierfässer an meiner Südseite. Zu diesem Zweck mussten wir DM 75.000,-- aufbringen die uns aufgrund der Rührigkeit unseres 1. Vorsitzenden Günter Pöschl von der Löwenbrauerei vorgeschossen wurden.
Die Vorstandschaft dieser Epoche war sehr aktiv und so fanden auf meinem Terrain viele Veranstaltungen statt, die zur allgemeinen Verbundenheit der Vereinsmitglieder beitrugen. Erwähnt seien nur die altbayerischen Weihnachtsfeiern. Die Proben zu den von Rudi Schmid inszenierten Sketchen fanden in meinen Mauern statt und machten den beteiligten Gartlern viel Freude. Außerdem gab es einen 4-wöchigen Musikantenstammtisch, den unser 1. Vorstand Herr Günter Pöschl ins Leben gerufen hat und sich allgemeiner Beliebtheit noch heute erfreut.
1995 bekam ich ein neues Überdach an der Westseite und 1999 wurde unter dem neuen Pächter Anton Sand die Glocke auf meinem Glockentürmchen ersetzt und anlässlich einer Feldmesse vom damaligen Pfarrer Gerson Weißkopf eingeweiht.
1999 wurde der gesamte Innenraum neu gestaltet und mit neuem Inventar versehen. Auch hier streckte die Firma Löwenbräu die benötigten Gelder in Höhe von DM 35.000,- vor.
2003 spendierte man mir ein neues Dach mit neuen Biberschwänzen als Dachziegel.
2007: Der „Münchner Trinkbrunnen“ vor meiner Ostseite wurde restauriert, an die neue Wasserleitung angeschlossen und vom Pfarrer Patrik Kofi eingeweiht mit den Worten „Ja Bluat von der Katz, an Brunna hab i a nonia ei´g´weiht“. Anmerkung dazu, der Pfarrer stammte aus Togo/Afrika!
2014: Mein Vordach wird erneuert und mit Plastikjalousien versehen.
2018: In meiner Gaststube wird eine neue zweiteiligeTheke eingebaut. Der Bereich unter meinem Vordach bekam einen Holzboden. Meine beiden Toilettenräume wurden neu gefliest und der Zwischenraum neu verputzt und gestrichen. Die Firma Löwenbräu beteiligte sich mit einem Zuschuss von € 30.000,--
So kann ich neu renoviert und aufgebrezelt mein 2. Jahrhundert angehen.
Freilich kennst mi!
Ich bin euer Gartenwärterhaus, Vereinsheim, Kantine oder Winkelstüberl
Kurz: Euer 100jähriges Haus! Und ich hoff, daß Ihr Euch weiterhin in mir recht wohl fühlt.
Öffnungszeiten
Mo–Fr :10:00 Uhr –14:30 Uhr
17:00 Uhr - 22:00 Uhr
Sa: 10:00 Uhr - 23:00 Uhr
So: 10:00 Uhr - 22:30 Uhr
Kein Ruhetag